Mehr Kreativität am Arbeitsplatz durch:

Kreativität heißt die Perspektive wechseln

Wer meine letzten Beiträge gelesen hat, weiß, dass Kreativität für mich eine Fähigkeit ist, die erlernbar ist. Damit ist sie vergleichbar mit jeder anderen Fähigkeit und Tätigkeit, die man trainieren und verbessern kann, in dem man sie wiederholt. Insbesondere der kreative Akt mit seinen Phasen und Werkzeugen kann durch Wiederholung optimiert werden, so dass man als Person schneller und intensiver auf seine kreativen Ressourcen zugreifen kann. Also alles eine Frage der Gewohnheit?

Suche das Neue und Unerwartete

Das Schöne an Kreativität für mich ist, dass es den Faktor des Reizes braucht, der nicht durch Gewohnheiten erzielt werden kann. Also muss man als kreativer Mensch neben dem Üben der kreativen Schritte gleichzeitig neugierig, offen und abenteuerlustig sein, um den eigenen Horizont zu erweitern. Kreativität hat daher für mich ganz viel zu tun mit dem Einnehmen neuer Perspektiven.

Wir Menschen erlernen eine Sichtweise die wir ungerne verlassen, da dies bedeuten würde, dass wir uns in unsicheres Terrain begeben. Das mögen wir nicht. Deswegen verteidigen wir, das was wir kennen, können und haben. Dadurch wird unser Handlungshorizont allerdings eingeschränkt und wir können nicht so kreative Lösungen produzieren. Also sollten wir häufiger nach neuen Perspektiven suchen.

Neue Perspektiven

Ich befinde mich gerade auf einer Reise durch Sri Lanka und musste schon nach 4 Tagen erkennen, dass mein Blickwinkel ganz klar durch meine Herkunft, meinen Lebensort und meine Erlebnisse bestimmt wird. Ich bin vor Corona viel gereist und habe anscheinend schon 28% der Welt gesehen, wenn man der Statistik glauben darf. Deswegen bezeichne ich mich als weltoffen und neugierig. Trotzdem reichen schon ein paar Monate oder Jahre ohne neue große Reize um meinen Blickwinkel wieder zu verengen.

Deswegen ist dieser Beitrag ein Aufruf zum bewussten Suchen nach neuen Reizen und Perspektiven. Ich werde diesen Urlaub jetzt auch mit dieser Aufgabe für mich verbinden und möchte meine ersten Gedanken hier teilen.

  1. Sri Lanka hat 22 Millionen Einwohner und die Bevölkerungsdichte ist nur etwas größer als in Deutschland. Trotzdem sind gerade in ländlichen Gegenden, die nicht so gut erschlossen sind, die Möglichkeiten beschränkt. Nuwara Eliya, der Ort in dem ich gerade bin, ist bekannt für Tee und Gemüse. Während Tee auf großer Fläche auf den Hügeln angebaut wird, bleibt für Gemüse wenig Platz. Die Menschen müssen mit dem Platz auskommen der vorhanden ist. Wie man auf dem Foto sieht, machen sie das aus meiner Sicht großartig. Kreativität ist immer auch abhängig von dem Umfeld in dem sie stattfindet. Der Kontext entscheidet, wie Kreativität genutzt wird.
  2. Die Menschen sind freundlich, offen und heißen Gäste jederzeit willkommen. Ein paar kurze Geschichten dazu:
    Wir machen einen Spaziergang und Menschen, die uns begegnen, grüßen uns und fragen uns, woher wir kommen. Ein Motorradfahrer fährt an uns vorbei, verlangsamt die Fahrt und wünscht uns einen schönen Tag. Perspektiven entstehen, in dem man mit fremden Menschen in Kontakt tritt. Ein einfaches „Hallo, wie geht es Dir“ reicht meistens schon aus.

    Ein Tuk Tuk Fahrer empfängt uns am Bahnhof und begleitet uns ein paar Meter. Wir wollen eigentlich zum Hostel laufen, doch lassen uns überreden, dass er uns fährt. Wir kommen ins Gespräch und er zeigt uns ein Buch, in dem andere Besucher des Landes ihre Erfahrungen mit ihm aufgeschrieben haben. Die Fahrt wird zu einem Elevator Pitch für seine Dienstleistung. Ich bin angetan, dennoch reserviert. Für den Fahrer ist Kreativität eine Möglichkeit aus seinen Möglichkeiten das Beste zu machen und das Tagebuch ein Zeugnis davon, dass Ideen besser werden, wenn man ein paar Schleifen dreht.

    Wir laufen durch die volle Stadt und sind müde, wollen eigentlich zurück zum Hostel. Ich werde angesprochen von einem Mitarbeiter des Hostels, der mich erkannt hat. Er gibt uns Tipps und wir lassen uns drauf ein und folgen ihn zum Markt, wo wir beste Vanille und Mangotee kaufen. Er bescheinigt uns, dass er kein Geld von uns möchte (wie viele andere für ihre Tipps), da Geld unglücklich macht. O-Ton: „Wenn ich Geld verlange, bin ich glücklich und ihr unglücklich.“ Kreativität entsteht, wenn man sich auf andere einlässt, ihnen zuhört und ihre Perspektive versteht.
  3. Ich sitze im Hostel und schreibe am Beitrag. Plötzlich fällt der Strom aus und niemand weiß so genau, wann dieser wieder da ist. Also, beschließen wir, unsere Trekking Tour vorzuverlegen. Glück gehabt, denn als wir fertig sind, ziehen Wolken auf und wären wir später gestartet, hätten wir keinen so atemberaubenden Blick gehabt. Kreativität heißt Bekanntes über Bord zu werfen, loszulassen und zu vertrauen, dass es Sinn ergibt.
  4. Wir fahren mit dem Zug von Colombo, über Kandy und Nuwara Eliya nach Ella. Eine bekannte Strecke, durch tolle Teefelder und großartige Landschaften. Wir kaufen die Tickets in Colombo, wissen aber noch nicht wirklich etwas damit anzufangen. Die Sitznummer klingt kryptisch: SCR H7 und H8. Ob wir die wohl finden. Am Bahnhof zeigen wir auf dem Bahnsteig das Ticket vor und man sagt uns wo unser Abteil sein wird. Am Abteil steht das H, SCR steht für Second Class Reserved. Die Nummer sind innen zu finden. Was für die eigene Perspektive kryptisch erscheint ist für andere ganz logisch und klar. Kreativität wird besser, wenn man andere einlädt, daran teilzuhaben. Dann lösen sich vermeintlich schwierige Fragen auf.

Wie kannst Du neue Perspektiven finden

Wie Du siehst, bieten uns alltägliche Situationen viele neue Sichtweisen an, wenn wir sie erkennen und annehmen. Hier noch ein paar Tipps, wie Du neue Sichtweisen finden kannst, die Dir helfen, gedanklich flexibler zu werden und deine Kreativität zu steigern:

  • Gehe jeden Tag einen neuen Weg, den Du noch nicht kennst
  • Wenn Du das nächste Mal an einer „Zu verschenken“ Kiste vorbei läufts, greife Dir ein beliebiges Buch und fange an darin zu lesen
  • Spreche wildfremde Menschen an und starte einen small talk
  • Gehe auf Touristen zu und frage, ob sie Hilfe benötigen
  • Suche Dir einen für dich aussergewöhnlichen Beruf und versuche so viel wie es geht darüber herauszufinden
  • Werde Dir einer deiner Routinen bewusst und mache Dinge ab sofort genau anders

Viel Vergnügen beim Perspektive wechseln.